Lob dem Lehm

Ideales Raumklima, schalldämmend, Gerüche neutralisierend, ästhetisch, frei gestaltbar, energieeffizient, nachhaltig … der Urbaustoff Lehm ist gut für Mensch, Tier und Umwelt.

Gäbe es den Baustoff Lehm nicht, müsste man ihn erfinden. Ob das gelänge, ist allerdings äußerst zweifelhaft. Denn Lehm vereint auf sich alle guten Eigenschaften, die es zum Leben im gebauten Raum braucht.
Lehm ist der Urbaustoff schlechthin: die Erde ein Haus. Er ist tief mit der menschlichen Kultur verwurzelt, buchstäblich von den Uranfängen an: „Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele.“ (1. Mose 2:7)

Alle guten Eigenschaften
Es scheint, als wäre an diesem Schöpfungsmythos mehr dran als bloß eine poetische Erklärung für unsere Existenz. Denn tatsächlich sorgt der dem Menschen so nahestehende Baustoff Lehm dafür, dass wir uns in unseren vier Wänden behaglich fühlen: Er nimmt Feuchte gut und rasch auf, kann diese problemlos zwischenspeichern, gibt sie aber auch schnell wieder ab, wenn es der Umgebungsluft daran mangelt. Damit reguliert er die Luftfeuchtigkeit in Räumen so, dass sie stets im Wohlfühlbereich ist: 45–60% bei einer Raumtemperatur von ca. 21 °C. Trockene Heizungsluft im Winter gehört damit der Vergangenheit an, das Austrocknen der Schleimhäute wird verhindert und damit einer der wichtigsten Auslöser für Erkältungen und grippale Infekte unterbunden. Im Sommer wiederum hält Lehm die Räume auf natürliche Weise kühl. Zudem bindet er Gerüche, wirkt luftreinigend und verleiht den üblicherweise „leichten“ Aufbauten im Holzbau Gewicht und Masse, was deren Schallschutzeigenschaften verbessert; besonders im Schlafzimmer sind Ruhe und Harmonie wichtige Fundamente für die Grundlage unseres Wohlbefindens, eine erholsame Nachtruhe.

Lehm, ein Menschenfreund
Lehm ist aber nicht nur im physiologischen Sinne ein wahrer Menschenfreund, sondern spricht auch unseren Sinn für Ästhetik und Kreativität an: Wie alles aus der Natur Kommende kann er in unbegrenzter Vielgestaltigkeit erscheinen. Seine warme, an unsere Ursprünge erinnernde Anmutung lässt Oberflächen lebendig wirken. Formbarkeit und Struktur laden zur kreativen Gestaltung ein. Spezielle Spachteltechniken ermöglichen ornamentale Muster, auch der Schaffung von skulpturalen Formen, die z. B. in Gestalt von Nischen auch funktionell sein können, sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Mit der aus Nordafrika bekannten Tadelakt-Technik lassen sich sogar glänzende, wasser- und abriebfeste Oberflächen erzielen.

Bauphysik und Baubiologie
Mit diesen menschenfreundlichen Eigenschaften ist aber noch lange nicht alles gesagt über die Vorzüge des Lehms. Lehm ist nicht brennbar. Lehmputze übernehmen daher im Holzbau brandschützende Funktionen und tragen wesentlich dazu bei, dass Holz-Stroh-Lehm-Bauteile im Test die höchste Brandwiderstandsklasse F90 erreichen. Lehm ist ein hervorragender Wärmespeicher bzw. -puffer, was ihn in Kombination mit den bereits erwähnten feuchteausgleichenden Eigenschaften zur strom- und kostenlosen Klimaanlage macht.
Apropos Klima und Energieeffizienz: Lehm ist prinzipiell unbegrenzt regional und meist sogar lokal verfügbar, was für geringen Transportaufwand sorgt; idealtypisch wird buchstäblich die Erde (sprich: der Aushub) zum Haus. In der Praxis kommen freilich viel eher verarbeitungsfertige Putze zum Einsatz oder Pulver, die einfach mit Wasser angerührt werden. Immer gilt: Die Gewinnung von Lehm erfordert sehr wenig Energie (man spricht von einem niedrigen Primärenergiekoeffizienten) und ist ausgesprochen umweltschonend – kein Raubbau, keine Schädigung der Biosphäre. Auch wichtig im Sinne der Nachhaltigkeit: Der Baustoff Lehm ist beliebig oft wiederverwendbar bzw. reparierbar.

Lehmputz: die Verarbeitung
Lehmputz bindet nicht ab, sondern muss Schicht für Schicht durchtrocknen; da dies unter Umständen Wochen in Anspruch nimmt, kann der Einsatz eines Bautrockners nützlich sein. Man könnte dies als Nachteil bewerten, tatsächlich handelt es sich aber einfach um eine Materialeigenschaft, die es in der Verarbeitung zu berücksichtigen gilt. Deren Prinzip: Zuerst wird ein grober, Unebenheiten ausgleichender Unterputz aufgetragen, danach ein feiner Oberputz. Dieses Finish ist auch pigmentiert erhältlich, sodass auf eine zusätzliche Lehmfarbe verzichtet werden kann. Die natürliche Lehmoberfläche kommt so besonders schön zur Geltung.
Beim Verputzen mit Lehm gilt selbstverständlich die Grundregel Nummer eins: Sorgfalt walten lassen und gewusst wie. Handwerklich Begabte können sich dank der grundsätzlich selbstbaufreundlichen Technik nach Besuch eines einschlägigen Workshops mit einbringen, für die allen Ansprüchen an Ästhetik und Qualität genügende Ausführung sollte jedoch auf eigens ausgebildete Fachkräfte vertraut werden, wie es sie ab Frühjahr 2025 auch im Team von Holzbau Erlinger gibt.