Liebes Auftragsbuch
Just-in-time-Logistik, Organisation, Planung, Kommunikation: Soft Skills, ohne die kein Haus gebaut und kein Zimmerei-Betrieb geführt werden könnte. Ein Blick hinter die Kulissen von Erlinger Holzbau von Aufstockung bis Zaun.
Montag, 7.00: Aufladen von vorgefertigten Bauteilen und einer Ladung Lärchenbretter. Es geht nach Gießhübl, wo wir in einem Garten ein Plateau montieren, das als Traggerüst für ein Gartenhäuschen fungieren wird. Der Rückweg führt über Baden, wo wir die gehobelten Lärchenbretter abliefern, die der Kunde selbst verarbeiten wird.
Dienstag steht eine Baubesprechung an, ebenfalls in Baden. Der Neubau eines Einfamilienhauses wurde beauftragt, wir übernehmen abgesehen von den Zimmererarbeiten auch die Spenglerei und werden das Dach decken. Vertreter der sonstigen Gewerke sind anwesend und wir klären, wer was wann macht. Die Organisationslogistik eines Bauvorhabens ist das eine Standbein des Unterfangens, die Finanzierung das andere; die handwerkliche Professionalität steht in diesem Bild für die Arme, die das alles verwirklichen.
Am Mittwoch ist Montagetag. Jedes Mal ein kleines Fest: Es dauert mindestens Wochen, oft Monate oder sogar Jahre, bis man von der Auftragsanbahnung über diverse Vorbesprechungen, Planungs- und Budgetierungsphase, Klärung aller behördlichen Fragen, Sicherstellung der Finanzierung usw. usf. zum konkreten Arbeiten kommt. Auch dann sieht man erst einmal wenig: Bauplatzvorbereitung, Fundamentlegung, im Fall Kanalanschluss und dergleichen mehr finden teils buchstäblich unter der Oberfläche statt. Irgendwann ist es dann so weit, die Bauteile werden im Werk vorgefertigt. Und dann, endlich, geht es an die Montage – und binnen eines Tages steht die Hütte! Also im Fall der Jagdhütte im Revier Siegenfeld war es so, dass wir am Ende des Tages Dachdichte erreichten. Aber selbst Einfamilienhäuser brauchen meist nicht mehr als drei Tage für die Rohbaumontage, wenn sämtliche Wand- und Deckenelemente fixfertig angeliefert werden. Das Projekt Jagdhütte Siegenfeld ließ sogar noch Zeit für einen Abstecher zur zweiten, bereits fertiggestellten Jagdhütte desselben Bauherrn (Stift Heiligenkreuz) in Grub im Wienerwald. Fußbodenaufbau und Innenausbau standen auf der Tagesordnung dieser Mini-Baubesprechung.
Donnerstag sind wir erneut in Gießhübl im Garten, wo das Plateau auf seine „Krönung“ durch den Gartenschuppen wartet. Heute ist aber zunächst die Montage eines Carports mit einem Stellplatz an der Reihe.
Der Freitag führt uns in den Weiler Nöstach, Gemeinde Altenmarkt an der Triesting. Der
Auftrag besteht in Montagearbeiten an einer Fassade: Wie beim Projekt Fassade Traiskirchen wurde ein Haus
nachträglich gedämmt und wird nun mit einer Holzfassade versehen. Die Arbeiten werden mehrere
Tage in Anspruch nehmen, als Chef brauche ich aber nicht mehr zu erscheinen. Ich kann mich auf
meine Mitarbeiter verlassen. Zeit fürs Wochenende mit der Familie!
Habe ich gerade gesagt, ich kann mich auf meine Mitarbeiter verlassen? Na ja, Ausnahmen
bestätigen die Regel. Mein Team ist super, aber nobody is perfect. Es ist Montagmittag und wir
fluchen (innerlich) und schwitzen (äußerlich) vor einer Gartenhütte in Gumpoldskirchen. Der
Bauherr hatte die Hütte ursprünglich ohne Türe bestellt, sich die Sache dann aber anders
überlegt. Da war die Hütte mit Loch aber schon fertig, und weil keine Türe vorgesehen gewesen
war, blieb auch das Anfertigen des notgedrungen einzigartigen Türblatts an uns hängen. Das ging
dann prompt daneben, sodass wir vor Ort das zweifelhafte Vergnügen hatten, das Holzpuzzle aus
zwei Teilen zusammenzufügen. Was längst nicht so einfach ist, wie es klingt, wenn einer der
beiden Teile dafür umgebaut werden muss; freihändig noch dazu. Zu guter Letzt war dann eh alles
an seinem Platz, aber so ist es halt – manchmal trägt man Geld auf die Baustelle. Ein Glück,
dass an diesem Tag sonst nichts auf uns wartete außer der Montage von 15 Laufmetern Lärchenholzzaun in Baden. Das war auch
wohltuend für die Seele: Mit jeder Latte, die sich exakt eingefügt hat, geriet das Türdrama in
den Hintergrund.
Tags darauf hatte ich eine Baubesprechung für eine ökologische Dachbodendämmung in Baden, von dort ging es weiter nach Wien, wo wir mit der Sanierung eines Dachstuhls und dem gleichzeitigen Dachbodenausbau anfingen. (Nachtrag: das Projekt nahm fünf Monate in Anspruch.) Dann ging sich noch die Fahrt zu einer abendlichen Besprechung der Aufstockung eines Mehrparteienhauses in Langenzersdorf aus. Ein durchgetakteter Tag!
Mittwoch: Schon wieder ein Fest! Neubau eines strohgedämmten Einfamilienhauses in Grillenberg bei Berndorf, finale Baubesprechung vor dem Beginn der Arbeiten. Ein Fest, weil mir der Strohballenbau, die konsequentest ökologische, nachhaltigste und ressourcenschonendste Bauweise, wirklich am Herzen liegt. Wie meist bei unseren Strohbau-Projekten übernahmen wir nebst der Errichtung des Holzriegels, wie es unserer Kernkompetenz als Zimmerer entspricht, auch die Dachdecker- und Spenglerarbeiten, das Einfüllen der Strohballen im Dach und – mit Unterstützung der Baufamilie – in den Wänden und das Verputzen mit Lehm innen und Kalk außen. Nach der Baubesprechung galt es noch, eine Terrassenüberdachung in Lärchenholz in Hinterbrühl zu montieren.
Der folgende Donnerstagwurde zum Tag der Sanierung – in Pfaffstätten reparierten wir eine Holzfassade bzw. ersetzten schadhafte Teile. Fingerspitzengefühl sowie Fertigkeiten im Umgang mit alten Zimmereitechniken brauchte es dann in Bad Vöslau und Baden, wo es jeweils um die Restaurierung historischer Veranden ging. Handarbeit im ursprünglichsten Sinn des Wortes.
Tags darauf schickte ich zwei meiner Leute nach Gaaden, wo sie den Einbau von Dachflächenfenstern in ein Bestandsdach durchführten. Ich selbst übernahm mit zwei weiteren Zimmerergesellen die Montage einer Infotafel für die Klosterwald GmbH, was, wenn ich mir das recht überlege, angesichts des Projektumfangs gar zu bescheiden klingt. Die Infotafel misst nämlich 2,5 × 5 m und ist außerdem komplett überdacht. Siehe Bild unten.
Trotzdem gingen die Montagearbeiten rasch von der Hand, sodass ich mich gegen 14.00 vom Bauplatz verabschieden konnte. Mein letzter Weg für diese Arbeitswoche führte mich nach Nöstach (ja, genau, Gemeinde Altenmarkt an der Triesting, die Holzfassade). Als ich ankam saß mein Mitarbeiter bereits bei einem vom Bauherrn spendierten Feierabendbier. Alles fertig, alle zufrieden, so gingen wir nahtlos über zur Planungsbesprechung für ein Carport ...